Neubau Holzbrücke Selgis

Kurz nach dem Taleingang ins Muotathal im Kanton Schwyz, überquert die Selgis-Brücke, eine im
Jahre 2001 neu erstellte, gedeckte Holzbrücke die Muota in einem nahezu unbebauten Gebiet. Die einspurige Strassenbrücke ersetzt eine vor gut 50 Jahren erbaute Betonbrücke, die
sanierungsbedürftig war.

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Die Bauherrschaft, die ‘einfache Gesellschaft Selgis’, entschied sich für den Neubau einer Brücke in Holz. Sie dient der Erschliessung des Weilers Selgis, eines Forstgebietes und einer Aushubdeponie auf der linken Uferseite der Muota.
Das ausgeführte Projekt wurde im Rahmen eines ‘Brückenwettbewerbes mit Honorarofferte’ von der Fachjury und der Bauherrschaft für die bauliche Umsetzung ausgewählt. Die Wettbewerbsvorgaben verlangten eine gedeckte Holzbrücke mit 4.5m Fahrbahnbreite, 6m lichter Breite und 4.5m lichter Höhe. Die Brücke ist ausgelegt für Fahrzeuglasten bis 40t.
Bei Selgis liegen über dem Kalkfelsuntergrund bis zum Talboden mächtige nacheiszeitliche
Seeablagerungen, welche mit einer dünnen Schicht aus grobem Überschwemmungsschutt der Muota überdeckt sind. Diese Seeablagerungen treten auch im Bereich der Brückenwiderlager auf. Sie sind wenig tragfähig und sehr setzungsempfindlich. Es galt deshalb eine möglichst leichte, und eine bezüglich Setzungen unempfindliche Brückenkonstruktion zu wählen.

Architektonisches Konzept
Die Brücke steht in der Landschaft, ohne direkten städtebaulichen Zusammenhang mit den
Siedlungen im Muothathal. Sie befindet sich im Bereich des Überganges der Muota vom offenen
Talkessel in die bewaldeten Ufer.  Es war das Ziel eine Brücke zu konstruieren, die unter den Prämissen von Holz und Dach eine klare und einfache Lösung darstellt und in ihrer Gestaltung eindeutig in die Neuzeit einzuordnen ist. Die Brücke liegt als einfacher Kasten auf den betonierten und fest im Boden verankerten Brückenköpfen. Konstruktiv ist der „Kasten“ in Fachwerke aufgelöst. Das Fachwerk beansprucht wenig Platz um das Raumlicht und ergibt einen schlanken, gedeckten Brückenkörper. Die Windaussteifung wird mit aus dem Fundament wachsenden Betonpfeilern gelöst. So wird das Raumlicht nicht durch einen Portalrahmen gemindert. Alle Teile der Konstruktion sind sichtbar und voneinander getrennt, was neben der gestalterischen Klarheit auch Vorteile in Unterhalt und Kontrolle bringt. Die Brücke ist geschützt durch ein Flachdach und eine Verkleidung mit aufgestellter Stülpschalung. Das Fachwerk bleibt so auch von aussen sichtbar, weil die aufgestellte Stülpschalung leicht transparent ist (Anteil Durchsicht ca. 1/3). Die optische Leichtigkeit einer Fachwerklösung muss dank der bis zum Dachrand hochgezogenen Verschalung nicht dem Wetterschutz geopfert werden (z.B. weitausladendes Dach). Die Stülpschalung glättet die lebhafte Fachwerkkonstruktion zu einem
einfachen und klaren Körper. Der Ausformulierung wird besonders bei der Gestaltung des
Auflagerbereichs Beachtung geschenkt. Die Durchsicht durch die Stülpschalung ergibt eine gute Belichtung in der Brücke ohne den Einbau von störenden Fenstern. Die unterschiedlichen Lichtverhältnisse führen zu abwechslungsreichen und überraschenden Bildern der Brücke.

Tragkonstruktion
Das Haupttragwerk der Brücke besteht aus zwei Fachwerkträgern, die als einfache Balken gelagert, auf den beiden Widerlagern aufliegen. Diese Ständerfachwerke haben eine statische Höhe von 5.2m und eine Spannweite von 36.8m. Die Verkehrslasten werden mittels der quervorgespannten Fahrbahnplatte aus Brettschichtholz und die Dachlasten durch die Brettstapelplatte auf Querträger abgetragen, welche ihrerseits die Lasten in Abständen von 4.6m in die Fachwerkknoten einleiten. Der horizontale Wind- und Stabilisierungsverband in der Dachebene und die Fahrbahnplatte steifen die Tragkonstruktion aus. Die Windkräfte aus dem Dachverband werden bei den Portalen über die seitlich angeordneten Betonpylone in die Fundamente geführt. Die Widerlagerbänke aus Beton übertragen die Auflagerkräfte auf Holzpfähle, welche 15 bis 20m in die Seeablagerungen eingebunden sind. Die Pfähle tragen die Lasten über Mantelreibung in diese Schichten ab.

Holzverbrauch
– Schnittholz Fichte/Tanne: ca. 50 m3
– Schnittholz Eiche: ca. 4 m3
– Brettschichtholz Fichte: ca. 107 m3
– Brettschichtholz Eiche: ca. 2 m3
– Furnierschichtholz Kerto: ca. 2.5 m3